Verändern Bücher unser Gehirn?

Egal ob Ratgeber oder Roman: Was wir lesen, hat Einfluss auf die Verschaltung unserer grauen Zellen. Sogar unsere Wahrnehmung verändert sich durch das Lesen.





Fast jeder hat schon einmal ein Buch gelesen, von dem er behaupten kann: Es hat mein Leben verändert! Das kann ein Ratgeber gewesen sein, aber auch ein Roman, der einen inspiriert und beeindruckt. Was aber die wenigsten wissen: Wir alle haben vermutlich schon einmal ein Buch gelesen, das unsere Gehirnstruktur nachhaltig verändert hat.

Der amerikanische Psychologie -Professor Gregory Berns unterzog 21 bücherlesende Probanden täglich im Kernspintomograf einem Gehirnscan, bei dem gemessen wurde, welche Hirnareale besonders aktiv sind. Nach fünf Tagen, als die Forscher einen ersten Eindruck der normalen Hirnaktivitäten hatten, sollten die Studienteilnehmer beginnen, jeden Abend 30 Seiten des Romans "Pompeji" von Robert Harris zu lesen. Die letzten fünf Tage sollten sie dann wieder ohne abendliche Lektüre zum Labortermin erscheinen.

Der Roman spielt vor dem Hintergrund des Vesuv -Ausbruchs im Jahr 79 n. Chr. und handelt von dem jungen Baumeister Attilius, der einer Verschwörung auf die Spur kommt. Ausgewählt wurde er wegen seiner erzählerischen Dichte und seinem spannenden Plot. Und tatsächlich zeigte der historische Thriller Wirkung im Gehirn der Probanden: Zum einen gab es bei ihnen nach der täglichen Lesestunde im linken temporalen Cortex, der für das Sprachverständnis zuständig ist, deutlich stärkere Verknüpfungen. Auch im Sulcus centrali, einer quer verlaufenden Furche im Gehirn, mit der Empfindungen und Motorik assoziiert werden, wurden erhöhte Aktivitäten gemessen. Die Forscher schlossen daraus, dass wir beim Lesen anscheinend so sehr in der Haut des Protagonisten stecken, dass wir beginnen, seine Bewegungen wenn auch nur gedanklich nachzuahmen.

Das erstaunlichste Resultat der Studie war jedoch, dass die neurologischen Veränderungen auch während der letzten fünf Tage, an denen die Probanden ihre Lektüre bereits beendet hatten, bestehen blieben: Bücher beeinflussen unser Gehirn also anscheinend nicht nur während wir sie lesen, sondern sie hinterlassen eine nachhaltige Prägung. Übrigens: Nicht nur unser Gehirn verändert sich durch Literatur, sondern auch unsere Wahrnehmung. Wie Wissenschaftler der New School for Social Research in New York entdeckten, steigert das Lesen von Klassikern der Weltliteratur unser Einfühlungsvermögen. Bücher machen also nicht nur schlauer, sondern auch sensibel.

Quelle: PM, 2014
azurelake.deviantart.com

Wahrnehmung
აღქმა
Beeindruckt, Eindruck machen
შთაბეჭდილება
nachhaltig
გრძელვადიანი
erscheinen
zum Termin kommen
zuständig
პასუხისმგებელი
Haut
კანი
anscheinend
როგორც ჩანს
erstaunlichste
გასაოცარი
schlau
klug